Licht in der Finsternis
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Wir untersuchen den Sinnesstein, der den letzten Teil der Erinnerungen eines Mädchens an die Legende über den "Untergang von Orth" enthält. Goin kann Luzijas Version des eigenartigen, verschlüsselten Gedichts bestätigen, doch erst Ig'nea wartet mit wirklich neuen Erkenntnissen auf.
Sie läßt sich im Sensorium nieder und versetzt sich in Trance. Nach einer Stunde öffnet sie die Augen wieder und wir lauschen gespannt, was sie herausgefunden hat:
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Die erste Vision zeigt den Fusler in der Absteige des Magisters. Er schiebt eilig den Stein unter die Dielen, dann öffnet sich die Tür und man sieht Detritor im Türrahmen stehen, die uns wohl bekannte Schlägerei geht los.
Kurz davor ist derselbe Mann in einem Sinnsorium, er schaut sich gerade die Erinnerung im Stein an und wirkt euphorisch deshalb.
Noch etwas weiter zurück sieht man den Mann mit einem blonden Elfen sprechen, das muß dieser Jarvis sein. Der Mann hat Angst.
Dann sieht sie ihn, wie er beim Renovieren einer abgebrannten Wohnung den Stein findet.
Davor beobachtet sie, wie der Magister der Sinnsaten die Wohnung und alles darin niederbrennt.
Zwei weitere Visionen zeigen den Magister, wie er in seiner Wohnung freudig erregt über seinen Studien sitzt.
Die letzte Szene liegt weiter zurück. Etwas wird über dem Stein weggeräumt, dann greifen Hände nach ihm.
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Das sind wirklich Neuigkeiten. Nun könnten wir uns ohrfeigen, dass wir den Betrunkenen nicht eingehender befragt hatten; vielleicht war der Stein zu seiner Zeit noch vollständig gewesen. Zumindest dürften mir die anderen dankbar sein, dass sie ihn nicht getötet haben, auch wenn er sich mittlerweile sicher über alle Berge gemacht hat.
Der Magister schien jedenfalls gewußt zu haben, dass er da auf etwas sehr Gefährliches gestoßen war; kein Sinnsat würde sonst freiwillig die Ergebnisse einer so langen und aufwändigen Nachforschung vernichten.
Leider hat es ihm nichts mehr genutzt.
Da uns der Stein selbst vorerst keine weiteren Geheimnisse enthüllt, bringe ich ihn zu einem der Verwalter. Man ist dankbar für die Wiederbeschaffung und ich erfahre, dass laut Eintragung dieser Stein von einer Sinnsatin namens Miriam vor fast tausend Jahren gefertigt wurde.
Furgas erbittet Informationen über Orth, und nach einer Weile erhält er einen Sinnesstein von einem gewissen Yachinx Varis. Jener erzählt darin von seiner Heimatwelt Athas, einer sehr heißen, sterbenden Welt, die nicht mehr erreichbar ist. Beiläufig erwähnt Varis in einem seiner Reiseberichte, dass es dort vor etwa 9000 Jahren eine Stadt namens Orth gab, bis sie durch irgendetwas vollkommen verbrannte, und das bei solch großer Hitze, dass an dieser Stelle nur noch eine riesige Glasplatte blieb - das Plateau von Orth.
Das interessiert uns nun doch. Vage kommt mir eine alte Erinnerung in den Sinn; hatten wir nicht damals, kurz vor unserem ersten Zusammentreffen mit Brenell in Irkbaz eine kleine Kuhle entdeckt, in der der Sand zu Glas verschmolzen war? Merkwürdig.
Wir erkundigen uns nach dem Buch, dessen Ende wir in dem Sinnesstein gelesen hatten. Vielleicht kann uns ja der Anfang der Geschichte einen Hinweis geben. Tatsächlich gibt es eine Kopie des "Untergang von Orth", doch als man danach schickt, stellt sich heraus - es ist weg. Zuletzt ausgeliehen vor einigen hundert Jahren, von Miriam. Langsam frustriert mich das ganze, immer sind wir einen Schritt hinterher.
Ig'nea bietet ihre Hilfe an, und unter den wachsamen Augen der beiden Sinnsaten dürfen wir die Bibliothek betreten. Sie bringen uns an die Stelle, an der das Buch hätte sein sollen, und wieder entschwindet Ig'nea in die Welt der Vergangenheit - ehrfürchtig und neidisch bestaunt von unseren Sinnsatenfreunden. Das könnten sie sicher auch gern!
Nach einer Weile ist sie wieder bei uns, doch sie hat nur gesehen, wie Miriam glücklich das Buch an sich nahm. Offensichtlich hat sie es geholt, gelesen, die Erinnerung dann aufgezeichnet um sie immer präsent zu haben, und ist dann mit dem Stein wieder gegangen. Aber wie kam es dann, dass ich in der Erinnerung durch das Fenster einen blauen Himmel, die Sonne und Wiesen gesehen habe? Hier in Sigil gibt es das nicht, und aus dem Gildenhaus entfernen darf man auch nichts.
Plötzlich hören wir von draußen einen Schrei! Furgas, der dem Ausgang am nächsten steht, ist als erster an der Tür und macht auf einmal einen Satz nach vorn. Ich sehe gerade noch, wie er die Hand nach einem kleinen, funkelnden Gegenstand ausstreckt, der offenbar nach ihm geworfen wurde, und ihn kurz bevor er auf dem Boden aufschlägt fangen kann. Vor uns liegt der Rezeptionist vor seinem Schreibtisch, sofort eilen die beiden Sinnsaten herbei und kümmern sich um ihn. Furgas rappelt sich auf, in seiner behandschuhten Faust liegt eine fragile Spindel in deren Mitte etwas schimmert.
Er sagt, dieser Jarvis habe über dem Mann am Boden gestanden und das Ding nach ihm geworfen, dann sei er von jetzt auf gleich verschwunden. Elidan untersucht die Umgebung und stellt fest, dass Jarvis sich offenbar direkt nach dem Wurf mittels Magie aus dem Staub gemacht hat.
Im Grunde kennen wir die Antwort schon, vergewissern uns aber dennoch: den Sinnesstein mit Miriams Erinnerung hat er mitgehen lassen. Er muß uns die ganze Zeit gefolgt sein und nur auf diesen Augenblick gewartet haben.
Plötzlich klirrt es - Furgas hat die Spindel fallenlassen! War es Absicht oder ist sie ihm nur entglitten? Auf dem Boden, da wo sie zerschellt ist, liegt auf einmal eine junge Frau. Sie ist dunkel gekleidet, mit auffällig großen Ohrringen, sieht aber trotz ihrer beachtlichen Ausrüstung müde und irgendwie planlos aus.
Keine Gefahr, denke ich mir, und überlasse es den anderen, sich mit der merkwürdigen Fremden zu beschäftigen. Wäre ein Dämon oder dergleichen aus dem Gefäß gesprungen hätte es mich weniger verwundert, aber mit einer angeschlagenen Frau werden sie schon zurecht kommen.
Ich will diesen Jarvis erwischen! Vielleicht entdecke ich ja noch eine Spur von ihm.
Dabei kommt mir die Form der Halle gerade recht: ich lasse mich durch einen der umlaufenden Arkadenbogen einfach in die offene Mittelhalle fallen und segele langsam nach unten Richtung Ausgang.
Und tatsächlich: fünf Stockwerke unter uns entdecke ich Jarvis! Er schlendert ganz ruhig und gemächlich die Arkaden entlang als könnte ihn kein Wässerchen trüben. Mit Sicherheit rechnet er jedenfalls nicht mit dem wütenden Engel, der ihm gleich ins Genick fliegt!
Schwungvoll aber geräuschlos tauche ich im Sturzflug durch den Arkadenbogen und reiße den blonden Elfen von den Füßen. Es gelingt mir leider nicht, ihn am Boden zu halten und flink wie ein Wiesel rappelt er sich wieder auf.
"Hallo Juvanis", grinst er mich frech an und streicht sich das derangierte Haar aus dem Gesicht. Ich stutze. Woher kennt der meinen Namen? Den sollte ich nicht unterschätzen. Er zeigt sich verhandlungswillig, doch ich bin mir nicht sicher, wie stark mein Gegner wirklich ist.
Den Stein, so macht er deutlich, wird er auf keinen Fall zurückgeben, aber er wäre bereit, mir "wertvolle Informationen" zu geben, die diesen Verlust ausgleichen würden - natürlich für eine Gegenleistung.
Nun bin ich erst Recht vorsichtig, denn diese Gegenleistungen bedeuten meist nichts gutes, und eine innere Stimme erinnert mich daran: unterschreibe nichts! Er verlangt zwei Dinge: dass ich ihn mit dem Stein ziehen lasse bevor seine "Plagen" ankämen (damit muß er wohl die Wachen der Sinnsaten meinen) und dass ich ihm eine Rangelei verspreche, in 24 Stunden am Schwarzen Segel.
Ich überlege schnell. Den Stein haben wir gründlich untersucht, er wäre wahrscheinlich sowieso für nichts mehr nutze; ihn zu verlieren ist vielleicht gar nicht so schlimm. Bei der Prügelei dagegen könnte es mir an den Kragen gehen - noch immer kann ich diesen unschuldig lächelnden Elfen nicht einschätzen.
Aber ich muß eine Entscheidung treffen und beschließe, dass wir schon irgendwie eine Lösung finden werden - und stimme zu. Hoffentlich bereue ich das später nicht.
Damit läßt Jarvis mich stehen, nicht ohne mich an mein Versprechen zu erinnern: ein Tag, Schwarzes Segel. Er hat dort ein Zimmer und will ordentlich einheizen, ihm sei oft so kalt - wo muß man herkommen, damit einem in so einer Höllenspelunke kalt ist? Mein Mut sinkt. Und was meinte er mit diesen verworrenen Informationen? Spricht er etwa von Brenell?
Nachdenklich kehre ich zu den anderen zurück. Der niedergeschlagene Sinnsat hat Jarvis' Angriff zum Glück überlebt, wir werden nur kurz befragt warum wir immer da sind, wenn es Ärger gibt - doch wir wissen es ja selbst nicht. Und selbst wenn hat man uns ja verboten, darüber zu reden, zu ihrem eigenen Schutz. Man läßt uns ziehen.
Bevor wir gehen, gibt Goin noch eine Suche in Auftrag: alles über Athas. Es wird teuer, da die meisten Informationen wohl erst kürzlich eingegangen sind, von eben diesem Yachinx Varis, und noch nicht katalogisiert wurden. Aber Goin hat ja die Staatskasse von Ipkunis im Rücken. Sofort erfahren wir nur, dass Athas eine sterbende Welt ist, die Magie hat sie leergesaugt, die Götter haben ihr Gesicht von dieser Welt abgewandt und alle Portale verschlossen. Nur dieser Yachinx scheint entkommen zu sein.
Die Fremde, so erzählen die anderen, nennt sich Ilondra, doch ob das ihr richtiger Name ist kann sie nicht sagen - ihre Erinnerungen sind fort. Ich muß an das denken, was Jarvis mir über den Kristall gesagt hat, doch hier will ich nicht darüber reden.
Ich nehme noch schnell die Erinnerung an mein Treffen mit Jarvis in einen Sinnesstein auf und gebe ihn zu Furgas' treuen Händen mit dem Auftrag, sollte mir etwas geschehen, so soll er diesen Stein benutzen.
Auf dem Weg zurück zu Ordos Haus wird Furgas von einem kleinen Tiefling beraubt und macht ein großes Aufhebens, aber am Ende erhält er seine Börse zurück und der kleine Dieb seine Läuterung; ein Räuber weniger, ein Bettler mehr.
In Ordos Haus kann ich endlich von meiner Begegnung mit Jarvis berichten. Den meisten jedenfalls, denn Furgas macht sich als erstes auf zu Artur, um zu beten. Wahrscheinlich um Vergebung für seine Sünden.
Die anderen sind zwar nicht begeistert dass ich Jarvis samt Stein habe ziehen lassen, aber immerhin habe ich ein paar neue Informationen. Sie sind zwar ebenso rätselhaft wie das Gedicht, das Luzija über Orth rezitiert hat, aber es sind Informationen! Wenn sie ihm bessere Fragen hätten stellen wollen hätten sie sich ja auch mal auf die Suche nach ihm machen können, statt Ilondra mit Fragen zu löchern, die sie ihnen später auch noch beantwortet hätte.
Ilondra wurde übrigens beim Eintritt ins Haus von Elochan, dem Hausmagier, überprüft. Er hat bestätigt dass jemand oder etwas ihr Gedächtnis gelöscht hat.
Dann erzähle ich von dem Duell, das mich morgen erwartet. Es tut wirklich gut zu wissen, dass noch immer die Kinder des Dorfes zusammenhalten: alle bieten mir sofort ihre Unterstützung an! Bis auf Furgas; er sagt, er müsse zu einem Gottesdienst gehen. Nun ja, manchmal muß man eben entscheiden, was einem wichtig ist, das sehe ich ein.
Am nächsten Tag erwache ich frisch und ausgeruht. Wenigstens schnarcht Furgas nicht mehr, seit er Paladin ist. Ich bin versucht zu sagen Torm sei dank.
Ich wecke ihn und die anderen, Furgas macht sich gleich auf den Weg zu seinem Gottesdienst.
Beim Frühstück bekomme ich vor Aufregung keinen Bissen hinunter, auch wenn ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Worauf hab ich mich da bloß eingelassen. Dann begleiten mich Ig'nea, Goin, Detritor und Elidan zum Schwarzen Segel.
Unterwegs stößt plötzlich Furgas zu uns; scheinbar dauert so ein Gottesdienst nicht sehr lange.
Wenige Stunden später stehen wir vor dem düsteren Gebäude mit dem großen, schwarzen Segel. Von Jarvis keine Spur, also klopfen wir und jemand späht durch den Spion. "Nur die da", grunzt eine raue Stimme und eine fleischige Klaue deutet auf mich. Genau wie ich befürchtet hatte. Aber Wort ist Wort, und so gibt mir Furgas noch einen Segen mit auf den Weg, bevor ich allein die Höhle des Löwen betrete.
Kaum dass sich hinter mir die Türe schließt kommt es mir vor, als wäre ganz Sigil draußen verschwunden und ich in einer anderen Welt. Einer, in der es mir ganz und gar nicht gefällt. Der Türsteher, sieht aus wie ein riesiges Rhinozeros, grinst mich schmierig an und fragt ob er sich den Gang zurückdrücken muß oder ob ich unter seinen Beinen durchgehen würde. Mir wird schon beim Gedanken schlecht, und ein wenig mißmutig quetscht sich der Fleischberg dann in den Schankraum um mich durchzulassen.
Sofort verstummen die Gespräche der "Gäste"; durchweg Wesen aus den Unteren Ebenen, ein paar Menschen vielleicht hier und da aber ich schaue lieber nicht so genau hin. Eigentlich habe ich meine Fußzehen schon viel zu lange nicht mehr so richtig beachtet; sehr mutig fühle ich mich momentan nicht. Der Schankwirt knallt einen Krug auf den Tresen, und als ich daraufhin kurz zu ihm hinüber schaue, deutet er auf eine Treppe, die nach oben führt und knurrt: "Dritte rechts". Wie auf einem Spießrutenlauf durchquere ich den Raum und steige die Stufen hinauf, bemüht es nicht allzu eilig wirken zu lassen. Vor der Tür angekommen spreche ich einen Schutzzauber über mich aus, hole tief Luft und klopfe an.
Drinnen erwartet mich eine Überraschung: der Raum ist so luxuriös eingerichtet als wäre das hier nicht das Schwarze Segel sondern der Goldene Adler. Ein prächtiger Teppich mit verschlungenen Motiven bedeckt den gesamten Boden, Seidenvorhänge, gepolsterte Möbel, eine Kristallkaraffe mit einer dunklen Flüssigkeit steht neben einer überquellenden Schale mit frischem Obst auf einer edlen Holzanrichte.
Fast fühle ich mich ein wenig an Vellums Haus erinnert. Scheinbar haben Elfen eine Vorliebe für exquisite Einrichtung.
Bei dem Gedanken wird mir ganz warm ums Herz. Was sie alles für mich riskieren würden! Aber bei all den Gestalten dort unten rechne ich mir keine großen Chancen für sie aus, auch Arthur ist nicht allmächtig.
Wieder muß ich schnell eine Entscheidung treffen. Bislang hat Jarvis sich friedlich verhalten, sogar zuvorkommend; vielleicht überschätze ich ihn ja und er blufft nur? Vielleicht ist er wirklich nur ein ganz normaler Elf, ein Handlanger. Ich entscheide schließlich, meine Freunde nicht in Gefahr zu bringen und sende ihnen eine entsprechende Nachricht - wenn ich in zwölf Stunden nicht wieder bei Odos Haus bin soll Furgas meinen Sinnesstein benutzen.
Wir setzen uns und Jarvis bietet mir Obst an. Es sieht wirklich lecker aus, und da ich beim Frühstück nichts gegessen habe, knurrt mein Magen lautstark bei diesem Anblick. Jarvis scheint das als Aufforderung zu verstehen und zieht an einem Draht; kurz darauf klopft ein häßlicher, kleiner Imp an die Tür und Jarvis gibt eine umfangreiche Bestellung auf. Was soll das ganze bloß?
Nach einer Weile kehrt der Imp zurück, seine Flügel flattern verzweifelt bei dem Versuch, die riesige Platte in der Luft zu halten, mit der er beladen ist. Mein Magen knurrt noch mehr bei all den Köstlichkeiten, und der Hunger besiegt schließlich die Vernunft.
Das Essen mundet wirklich vorzüglich und ich bekomme langsam den Eindruck, dass ich Jarvis als Gegner vielleicht wirklich überschätzt habe. Er läßt sogar einen Nachtisch kommen.
Die ganze Zeit überlege ich angestrengt, wie ich aus ihm vielleicht doch noch ein paar Informationen locken könnte.
Nach dem ausgiebigen Mahl versuche ich ihn zu überzeugen, dass
Er druckst herum, im Reden ist er manchmal erstaunlich gewandt und dann wieder spricht er wie ein Xaositekt mit einem Anfall. Wir diskutieren hin und her, ich bearbeite ihn eine halbe Ewigkeit bis er sich überhaupt etwas entlocken läßt, doch ich weiß mein Argument zieht. Einiges von dem was er sagt ist völlig verworren, ergibt einfach keinen Sinn für mich und ich zweifle sogar an meinem Verstand.
Die Quintessenz des ganzen ist jedenfalls:
Das stimmt mich sehr nachdenklich; schon damals hatte ich mich gefragt, was es mit diesem tödlich schönen Lied auf sich hatte, doch weil es uns offenbar gerettet hatte, war ich dem Gedanken nicht weiter gefolgt.
Irgendwann fällt mir auf, dass es an der Zeit ist zu gehen, ich werde mich beeilen müssen wenn ich nicht zu spät kommen will und die anderen am Ende einen Kreuzzug beginnen.
Jarvis erhebt sich und geleitet mich zur Tür, er sieht müde aus. Er läßt mich einfach gehen, es gibt keinen Zweikampf, auch die Gestalten im Schankraum, der noch immer gefüllt ist, machen keine Anstalten mich aufzuhalten.
Zurück in Odos Haus muß ich feststellen, dass die anderen noch nicht wieder hier sind. Und dafür hab ich mich so beeilt. Hans verrät mir, dass sie einem Hinweis auf diesen Yachinx Varis nachgegangen wären, im Bezirk der Kuratoren.
Tatsächlich kommen sie auch nur eine Stunde später zurück, sehen ein bißchen mitgenommen aus. Es gab wohl eine Prügelei, von Varis angezettelt, überhaupt scheint er ein ziemlicher Pöbler zu sein. Aber er hat ihnen immerhin gute Informationen gegeben - im Austausch für eine Nacht mit Ig'nea!
Erinnerungen an Irkbaz steigen plötzlich in mir auf, als unser Feuerteufelchen mit Furgas verschwunden ist. Kein schönes Gefühl.
Ich versuche mich abzulenken und lausche dem, was Varis erzählt haben soll:
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Als das Land auf Athas noch grün war, gab es eine prächtige Stadt namens Orth. Sie lag in Feindschaft mit ihrem Nachbarn, und eines Tages kam ein Dunkler Bote, der seine Hilfe anbot wenn er dafür die Hand der Königstochter bekäme.
Der König lachte und meinte, wenn der fremde Mildtäter die Feinde ohne eines anderen Menschen Hilfe vernichte, würde er seine Tochter bekommen. Und so zog der Bote davon und vernichtete die Feinde, doch bei seiner Rückkehr ließ der wortbrüchige König ihn in Ketten legen.
Die Scheusale hatten die Stadt jedoch bereits infiltriert. Gierige und böse Menschen ließen sie hinein und stürzten Orth ins Chaos, da war der König so verzweifelt dass er selbst die Dunklen um Hilfe anflehte. Er verstrickte sich so sehr in Verträgen, dass er schließlich wahnsinnig wurde und die Stadt anzünden ließ.
In der allgemeinen Panik kam der Dunkle Bote frei und wollte seinen Preis holen, doch die Prinzessin war bereits in den Flammen. Da bat der Bote die Dunklen Mächte um Hilfe, und sie nahmen die Prinzessin mit.
Es heißt, dass Teile der Einwohner nun in Carzeri schmoren.
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Da fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen.
Jetzt macht es Sinn!
Doch kann das sein?
Das würde ja heißen... dass Brenell...
Aufgeregt erzähle ich den anderen von dem Treffen mit Jarvis und wie ich meine dass die beiden Geschichten zusammenpassen könnten:
Was, wenn Brenell dieser Dunkle Bote war? Vor langer Zeit, als man Athas noch bereisen konnte, war er dort und verliebte sich in die Prinzessin. Damals war er noch kein so mieser Kerl wie jetzt, der Fürst der Hunde sagte doch sowas wie "früher roch er nach Blumen, doch dann nach Schwefel".
Doch man hatte ihn angeschwindelt. Er kam ins Gefängnis und die Stadt fiel dem Bösen anheim, ein Böses dass er vielleicht erst hergebracht hatte denn er hatte sich ja ohne Hilfe von "Menschen" den Feinden Orths stellen müssen - Wort für Wort, also durfte er Teufel sehr wohl gebeten haben zu helfen.
Und dann kam er frei, wollte seine Liebste vor den Flammen retten doch es war schon zu spät, und so versprach er in seiner Verzweiflung den Dunklen Mächten alles, wenn sie sie nur retten würden - was die natürlich gern annahmen, so einen Freifahrschein.
Und jetzt hängt Brenell in seinem Vertrag fest. Die Prinzessin ist vermutlich noch in den Fängen der Teufel, denn so lange sie sie haben, ist Brenell an sein Wort gebunden und wird sicher auch keine Mätzchen machen, um seine Liebste zu gefährden.
Das könnte ein Grund für einen Hilferuf sein - er will das gar nicht. Sagte nicht Jarvis, er würde so gern ein lieber Elf sein? Selbst wenn man mit Vorsicht genießt, was er sagt, es macht erschreckend viel Sinn.
Das müssen sogar die anderen eingestehen.
Doch was machen wir nun? Vielleicht irre ich mich ja auch und es ist alles Humbug, aber irgendwie habe ich das Gefühl, richtig zu liegen.
Ob ich noch einmal versuchen sollte, Jarvis mit diesem Wissen zu konfrontieren?
Oder sollten wir uns die nächste Zeit in der Halle der Sinnsaten vergraben und dort nach Beweisen forschen, die unsere Theorie unterstützen?
Während wir noch wechseln zwischen heiß diskutieren und ruhig grübeln tritt auf einmal Furgas auf mich zu und zum zweiten Mal an diesem Tag habe ich das Gefühl, aus allen Wolken zu fallen.
Er macht mir einen Heiratsantrag.
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