Spiegelwelt, Scherbenwelt
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Auf der anderen Seite angekommen befinden wir uns in einem Labyrinth aus Spiegeln. Die Wände, der Boden, die Decke - alles besteht aus polierten Spiegeln. Vorsichtshalber markiert Luzija den Ausgang, damit wir uns nicht verlaufen.
Da erscheint wieder der Nerra in der schwarz-roten Robe. Er behauptet, unsere Sachen seien im Besitz der Blaulandsippe und macht deutlich, dass ihn ihr Tod nicht sonderlich schmerzen würde. Auch würde er uns den Spiegel, den wir in Crassis Kabinett repariert haben, gutschreiben, blieben also nur noch vier weitere. Dann mahnt er uns, an diesem Ort leise zu sein. Merkwürdig.
Furgas fängt plötzlich an, über Schatten zu sprechen - manchmal frage ich mich, was in seinem Kopf vor geht - obwohl wir gelesen haben, dass die Nerra die Schatten fürchten, und hört auch nicht auf damit, als unser Gegenüber ungehalten wird.
Auf einmal beginnt Furgas, in dem flüssig gewordenen Spiegel unter ihm zu versinken, und nur mit Mühe und einigen Scherben schaffen wir es, unseren Paladin wieder herauszuziehen. Der Nerra ist verschwunden, ohne eine Wegbeschreibung zu hinterlassen, also versuche ich mein bestes, den rechten Pfad zu finden.
Nach einer Weile bemerken wir, dass sich die Umgebung bläulich verfärbt. Ob das ein gutes Zeichen ist? Der Nerra sprach schließlich von der Blaulandsippe. Einer Eingebung folgend krame ich die Scherbe aus meiner Tasche hervor und betrachte mir die Gegend durch sie. Da sehe ich ein rotes X!
Wir folgen dem Zeichen, und nach zwei Stunden schweigendem Fußmarsch stehen wir vor einem großen Spiegeldom. Die mächtigen Spiegeltüren sind drehbar, Luzija wirft einen Blick hinein und beginnt zu jubeln, in diesem Dom befinden sich unsere Sachen!
Wir beginnen schnell alles einzusammeln, doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, denn plötzlich taucht links von uns ein gläserner Hüne auf. Als er uns sieht, zieht er ein großes Schwert und stürmt auf uns zu. Luzija knurrt infernalische Worte und eine Wolke der Dunkelheit umfängt den Streiter, eilig spreche ich einen Segen über uns. Warum, warum nur - so kurz vor dem Ziel mussten wir entdeckt werden!
Zwei weitere Giganten rennen mit gezückten Waffen von der rechten Seite auf uns zu, sie sind einfach so zwei Spiegeln entsprungen. Luzija, die hinter ihnen steht, stößt einen der Spiegel um und er zerschellt unter großem Getöse auf dem Boden - sofort birst auch einer der Glasriesen in tausend Splitter.
Das also ist ihre Schwäche. Nach und nach zerschmettern wir alle Spiegel und vernichten etwa 60 der Kreaturen auf diese Art. Schließlich stehen wir schwer atmend und überall mit feinen Schnittwunden übersät auf einem Scherbenhaufen.
Bevor uns noch weiteres Unbill überraschen kann, raffen wir schnell unsere verbliebenen Habseligkeiten an uns, dann vollzieht Luzija ihren wahnsinnigen Veitstanz und bringt uns nach Ipkunis.
Elidan und Furgas verschwinden sofort und gehen ihren Verpflichtungen in der Stadt nach, Goin macht es sich mit Luzija im Folterkeller bequem - also gehe auch ich meiner Pflicht nach, indem ich einen schönen langen Spaziergang durch meine Parks mache. Nach wie vor glaube ich, ich habe die schönste Aufgabe hier abbekommen. Außerdem kann ich Ig’nea, die im Weißen Turm auf uns gewartet hat, bei der Gelegenheit über die vergangenen Ereignisse berichten.
Sie staunt nicht schlecht über meinen Bericht, und freut sich umso mehr über unseren Erfolg was die Wiederbeschaffung unseres Besitzes angeht. Auch über die Sache mit den vier Spiegeln denkt sie ähnlich mulmig wie ich; wer weiß, was die Nerra im Schilde führen. Hoffentlich kann das, was sie in ihrer Welt so bedroht, nicht auch zu uns heraus.
Nach fünf Tagen kommt Luzija wieder aus ihrem Keller heraus und präsentiert uns einen neuen, veränderten Goin Goldbart. Er sieht anders aus, irgendwie markiger, wenn auch die Veränderung nicht so groß ist wie es die Wandlung unseres singenden Tollpatsches Furgas in den schwertschwingenden Tollpatsch Furgas war. Auf Ig’neas neugierige Fragen hin erzählt uns Goin, dass er sich für den Weg des Totenkopfkriegers entschieden habe, den er im Gegensatz zu Detritor allerdings auch zu gehen gänzlich bereit sei.
Was aber auch bedeutet, dass er das Tattoo auf seiner Brust mit den Schädeln geschlagener Feinde füttern will. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesen Teil für keine gute Idee halte, aber davon mal abgesehen scheint unser Freund noch immer der gutgelaunte Zwerg zu sein, als den wir ihn kennen gelernt haben. Ich werde ihn im Auge behalten.
Nun ist Goin also auch offiziell einer von uns. Zumindest kennt er uns lange genug um zu wissen, welchen Ärger und welche Feinde er sich damit eingehandelt hat; aber er ist nun auch nicht mehr so leicht auffindbar für sie.
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