Juvanis

Sonntag, August 13, 2006

Nur ein Traum?

Ächzendes Holz. Zersplitternde Schindeln. Berstendes Gebälk. Ein gewaltiges Krachen, das das Haus in seinen Grundmauern erzittern läßt. Trümmer regnen herab. Von der Straße dringt panisches Geschrei ungedämpft durch die klaffende Wunde im Dach.

Schmerz, gleißend hell und brennend, explodiert in Juvanis? Nacken und raubt ihr den Atem. Dann umfängt sie Dunkelheit...

Wie viel Zeit war vergangen? Tage, Wochen vielleicht. Oder auch nur Minuten. Sekunden, die sich unendlich lang hinzogen, wie die Fäden der klebrig süßen Füllung in den bunten Karamellen, die sie im Etablissement der Gith gekostet hatte.

Zeit. Nur ein Wort.

Schmerz? Nur eine seltsame Erinnerung.

Dann kommen die Bilder.

Manche verschwommen, manche ganz klar. Aus Vergangenem, vielleicht Zukünftigem. Realität und Phantasie, untrennbar verschlungen zu wunderlichen Geschichten. Wie das manchmal so ist, in Träumen.

Träumt sie etwa?

Juvanis steht im gelben Gras vor ihrem Dorf. Ihre Mutter steht beim Dorfältesten Imal, sie reden. Begor hockt neben ihr im Gras und weint. "Warum weinst du?" fragt sie ihn. Als er seinen Mund öffnet, hört sie Drakas Stimme antworten: "Verletzt. Komm zurück." Juvanis faßt sich in den Nacken. Feucht. "Komm zurück!" Diesmal ist es Furgas, dessen Stimme aus Begor spricht. Sie versteht nicht. Zurück? Da lacht er, springt auf, verwandelt sich in ein goldenes Wiesel und rennt davon.

Wirbelnde, zusammenhangslose Eindrücke: Vellum, der erst mit seiner Freundin, dann mit einem großen braunen Bären tanzt; der Duft von Veilchen; ein himmelhoher Berg, an dessen Hängen blutroter Seidenstoff wie Flüsse hinabfließt; wilde Tanzmusik und der Geruch einer Spelunke; ein feurig umrahmter Totenschädel, dessen Fratze den ganzen Himmel erfüllt, öffnet sein Maul, um alles zu verschlingen - hinter seinem Schlund jedoch erstreckt sich eine endlos weite Ebene.

Sie sieht dort einen Mann in einer grauen Kutte. Er schreitet auf ein großes, teerschwarzes Portal zu. Sein Gesicht sieht aus wie das von Detritor, doch Juvanis weiß, dass es Brenell ist.

In Träumen weiß man vieles. Vor allem, dass man seinen Augen nicht trauen kann.

Er dreht sich nach ihr um und verzieht den Mund zu einem Lächeln, welches spitze Zähne aufblitzen läßt.

Dann werden seine Zähne größer, immer größer, der Mund breiter und länger, zu einer Schnauze. Der graue Umhang wird hell, pelzig, und plötzlich steht statt Brenell ein Wolf vor ihr, die Lefzen hochgezogen und die Zähne gebleckt. Das schneeweiße Fell im Nacken gesträubt, die Ohren angelegt, sein Knurren wie ein dunkles Grollen aus den Tiefen des Abgrunds selbst. Sie stehen auf einer grünen Wiese. Es riecht nach frischem Honigbrot.

Plötzlich springt der Wolf, Juvanis duckt sich, doch sie ist gar nicht sein Ziel. Hinter ihr trifft der Wolf auf einen halbnackten Githyanki, der ein seltsam waberndes, schwarzes Schwert gerade zum Schlag erhoben hatte, und verbeißt sich in seine Kehle. Mit einem markerschütternden Heulen löst sich der Gith in Nichts auf. Der Wolf tapst schwanzwedelnd zu Juvanis und leckt ihre Hand. Feucht.

Das Bild verschwimmt, färbt sich bläulich. Der Himmel verschmilzt mit der Erde, und Juvanis schwebt in unendlichem Blau. Wasser. Sie kennt diesen Ort, obwohl sie nie dort gewesen ist. Die Stadt unter Tamra. Schwerelos gleitet sie durch das dämmrig fahle Naß, dunkle Schatten ziehen ab und zu über sie hinweg, huschen zwischen den Mauern herum. Sie kann atmen, und es wundert sie nicht einmal. Immer tiefer sinkt sie hinab, hat die untersten Gebäude schon hinter sich gelassen. Alles wird so still.

Juvanis...

Jemand flüstert ihren Namen. Oder hat sie es sich nur eingebildet? War das wieder Furgas' Stimme? Ein Sahuagin mit einem Dreizack aus Blumen schwimmt über ihr und sieht mit großen Fischaugen zu ihr hinunter. Sein breites Maul öffnet sich und er streckt flossige Finger nach ihr aus.

Komm zurück!

Es klingt wie Furgas. Aber sie will noch nicht gehen. Es ist so ruhig und friedlich hier. Als er sie berührt, fühlt sie plötzlich einen Ruck. Beißendes Licht zerreißt das stille Blau. Nein, nicht die Augen öffnen, noch nicht!

Doch schon ist er wieder da.

Der Schmerz. Dumpf, pochend und böse. Keine Luft mehr!

Juvanis! Komm zurück!!

Dienstag, August 08, 2006

Von Irkbatz nach Tamra

Detritor ist sehr schweigsam heute. Hoffentlich macht er sich mal Gedanken über sein seltsames Verhalten. Dafür sind Draka und Tagro wieder ansprechbar; sie ist fünf Zentimeter größer in neuem Schuppenkleid, und er hat endlich den Ausweg aus dem Labyrinth der ersten Ebene von Undermountain ausgetüftelt. Wie einen das nur so faszinieren kann?

Auf dem Weg zum Goldkuppelgebäude, welches laut Furgas der Tempel einer vergessenen Gottheit ist, passieren wir immer wieder diese eigenartig verdrehten Heuschreckenleichen. Wie unheimlich. Gerade als wir an einer Kuhle (eine Feuerstelle?), die so heiß gewesen ist, daß sie den Sandboden zu Glas geschmolzen hat, vorbeigekommen sind, erspähe ich vor uns eine näherkommende Verzerrung in der Luft - und eine grau gekuttete Gestalt. Das Wesen!! Wir hasten in Deckung, nur Ig'nea und Furgas bleiben stehen. Oh diese Torheit!

Es läßt sie jedoch unverdreht, und Furgas stammelt ein wenig verstört, dass es sich "Brenell" genannt habe, und seine Zähne seien wie spitz gefeilt und er habe ganz weißes Haar. Außerdem habe Brenell gesagt, dass "Vier am Tempel ihre letzte Schlacht gegen das Böse geschlagen hätten und von Chronos verraten worden seien". Das können nur Aldred und seine Begleiter gewesen sein! Dann ist er in die Richtung verschwunden, aus der wir gekommen waren. Ig'nea scheint die Begegnung besser zu verkraften, aber Furgas war ja schon immer etwas sensibel.

Wir eilen weiter, nur Minuten später entdecken wir etwas Gleißendes am Horizont. Als wir näher kommen, erkennen wir, daß wir am Ziel sind: vor uns, in einer quadratischen Senke, steht der Tempel mit der herausragenden, goldgekrönten Kuppel, die wir von weitem sahen. Da wir nur sieben Stunden haben, teilen wir uns auf: Einige von uns machen sich an der fast 50 Schritt hohen, gewaltigen Goldtür zu schaffen oder versuchen, durchs Dach einzudringen, doch ohne Erfolg. Luzija und Elidan suchen das von allen möglichen Kampfspuren vernarbte Buschland nach Aldred ab, und Draka gräbt nach Wasser. Offensichtlich lag der Tempel, zu dem vier große und viele kleine Kanäle und rundherum Treppen führen, auf einer künstlichen Insel. Tagro und ich studieren die kilometerlangen, erstaunlich gut erhaltenen Bildergeschichten, die den gesamten Tempel zieren:


Soweit ich das richtig verstehe, berichten sie von einer Zeit vor etwa 1000 Jahren, als es hier in den Beastlands im Wald ein Menschendorf gab (das ist ja an sich schon ungewöhnlich), dessen Bewohner "dem Bären" huldigte. Sie brachten ihm einmal im Jahr bei einer bestimmten Sternenkonstellation ein Menschenopfer dar, und er wandelte wie eine Lichtgestalt als Behüter unter ihnen. Das Dorf wuchs und gedieh, bis zum heutigen Ausmaß. Doch irgendwann wollten die Menschen plötzlich kein Opfer mehr bringen (all das erinnert mich an das Relief in dem ersten Haus), dachten vielleicht sie bräuchten den Gott nicht mehr. Schreckliche Katastrophen brachen daraufhin über sie ein: Schwärme riesiger Insekten fraßen die Ernte, fraßen die Menschen, viele starben, wenige flohen. Einige Kuttenträger hatten versucht, ein paar der wichtigsten Gebäude magisch zu schützen. Bei manchen war es ihnen wohl gelungen (ich erkenne den Leuchtturm, auch der Tempel selbst blieb von Natur und Insekten immer unangetastet), bei anderen nicht. Vielleicht hätte es nicht anders enden können; ich habe den Eindruck, dass die Menschen hier in der Tierebene das Gleichgewicht gestört haben.

Ich berichte den anderen von meinen Erkenntnissen, und auch Ig'nea erzählt, nach einigem Nachfragen in für mich verständlichen Worten, dass sie eine Art Vision gehabt hatte:


Sie hat gesehen, wie Aldred und seine Kumpanen keuchend zum Tempel gerannt kamen und das Portal zu öffnen begonnen hatten, schon freudig dass sie es geschafft haben - als Brenell hinter ihnen die Stufen erklimmt und ihre Stimmung in Verzweiflung umschlägt. Ein irrer Kampf entbrennt, die Vier wollen Brenell unbedingt vom Tempel fernhalten. Doch obwohl es vier gegen einen steht, tötet Brenell erst den großen Hageren, dann bricht Aldred zusammen, der kleinere von den zwei Riesen fällt, und er hätte sicher auch den letzten Riesen, der schon heftig golden blutete, getötet, wenn dieser ihm nicht seinen gigantischen Bihänder in die Brust geschleudert und anschließend mit einem Behälter davongerannt wäre. Daraufhin hat Brenell wütend und enttäuscht Aldred den Gnadenstoß gegeben, alles eingesammelt und ist dem Großen, Chronos, hinterher.

Also hat Brenell Furgas angelogen, Chronos war kein Verräter. Irgendetwas beschützen sie vor Brenell, daß der unbedingt haben will. Luzija will am liebsten hinter Chronos her, um ihm zu helfen (ihre neuentdeckte Nächstenliebe wundert mich; ich bin fast ein wenig stolz auf sie!), doch wir müssen uns eingestehen, dass wir ihm wohl keine große Hilfe gegen ein Wesen wie Brenell sein könnten. Außerdem sind die sieben Stunden um, also machen wir uns auf den Weg zum Portal.

Nach einem halben Tag entdecken wir einen großen, gar nicht verwitterten Steintorbogen, zu dem zwei Paar Spuren führen: der mir bekannte schmale, elegant-elfische aber schwer beladene Ballenläufer (Brenell), der geradewegs und ohne Eile durch das Portal schritt, und ein riesiges, dreikralliges Echsenklauenpaar, das es sehr eilig hatte, aber erst einen Schlenker machte, bevor es durchs Portal verschwand (Chronos).
Draka macht einen Durchflugversuch, scheitert jedoch. Begor klettert auf dem Portal herum und hat wohl einen Hohlraum entdeckt, Luzija und ich folgen Chronos' Spur und stoßen auf eine Heuschrecke mit eingeschlagenem Schädel. Ihr fehlt ein Tentakel. Ob das ein Schlüssel ist, wie uns die Zwerge gelehrt haben? Wir reißen uns ebenfalls eine Tentakel ab, gehen zurück zum Portal und schwups ist Luzija verschwunden! Ich berichte den anderen von dem Schlüssel, doch auf einmal fällt Begor vom Bogen, zum Glück kann Tagro ihn fangen.
Ich glaube kurz, etwas rundes Schwarzes in seinen Händen zu sehen, aber schon ist es weg. Plötzlich beginnt der Torbogen zu knirschen, er altert in Sekundenschnelle! Scheinbar ist der magische Schutz zerstört. Eiligst besorgen sich alle eine Tentakel und wir hasten durchs Portal.
Auf der anderen Seite...


... sind wir wieder zu Hause!!
Was für ein Schock. Wir stehen zwischen zwei hohen, verwachsenen Bäumen wieder in gelbem Gras, an einer Waldgrenze. Wir reißen uns zusammen, erinnern uns an Aldreds Warnungen und wenden uns nach links, in Richtung des kühlen Windes. In der Ferne steigt eine Rauchsäule auf, und unterwegs sehen wir auch wieder die riesige Säule.

Nach einem halben Tag treffen wir auf eine adrette kleine Hütte. Alles ist so hübsch aus Holz gedrechselt, ordentliche weiße Tischwäsche, ein frisches Blumenbouqet - und ein großer Spiegel, dessen Eisenrahmen wie schillernde, ausgeglühte Flammenzungen aussieht. Mir ist ein wenig mulmig bei dem Gedanken, mit welcher Ebene ein solcher Spiegel in Verbindung gebracht werden könnte, doch mein mutiger Furgas kann seine Finger natürlich wieder nicht im Zaum halten - und fällt einfach hindurch!
Das hat uns noch gefehlt. Ich versuche, die anderen abzuhalten ebenfalls Hals über Kopf durch dieses Portal zu gehen, wir sollten uns erst hier umsehen um einen Hinweis zu bekommen, wohin es führt und wie wir wieder zurückkommen, aber Tagro will unbedingt Furgas schützen. Macht ja Sinn, also lasse ich ihn durch. Auch Draka folgt ihm, doch keiner von ihnen kehrt zurück.

Luzija und die anderen durchsuchen die Hütte, doch als wir auch nach Stunden nichts finden außer Vorräten und Silberbesteck, lassen wir uns erst einmal zum Nachdenken nieder und fallen irgendwann in den Schlaf.

Ich werde wach als Draka mich an der Schulter rüttelt. Sie hat den Schlüssel für das Portal entdeckt, es sind Blumen! Natürlich. Sie berichtet, dass auf der anderen Seite eine ähnliche Hütte ist, die einem Elfen namens Vellum gehört, und diese hier gehöre seiner Freundin, die gern im Wald "spielen" geht. Aha. Und natürlich hatte sich Furgas wieder in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht, die Draka aber ausbügeln konnte. Vellum wisse außerdem den Weg nach Sigil!

Also begebe ich mich ebenfalls durch das Portal und treffe auf diesen Vellum. Er ist ein Elf, unglaublich gut aussehend (und was noch schlimmer ist: er weiß es) und ein Champion des Corellon Larethian, großer Heerführer doch jetzt überzeugter Baumpflanzer (er hat mit der Hilfe eines befreundeten, mächtigen Magiers einen "Baumweg" erschaffen). Was für ein Mann!
Es zeigt sich, dass er ein äußerst charmanter und aufmerksamer Gastgeber ist, außerdem ein vorzüglicher Koch, und er scheint eine Menge aufregender, heldenhafter Abenteuer erlebt zu haben. Er erklärt mir, dass wir hier in den Außenländern sind, und die Hütte seiner Freundin sei genau an der Grenze zwischen Außen- und Tierländern. Ich hätte mich noch Stunden mit ihm unterhalten können, doch erst rupft mir Draka ein paar Federn aus (wie irritierend), Vellum springt auf und fordert Satisfak-irgendwas (ach wie süß!), und dann erscheint auch noch Ig'nea und irgendwie mögen sie Vellum nicht, glauben er habe mich angegriffen. Was geht hier eigentlich vor?!

Zum Glück klärt sich das Mißverständnis und wir beschließen, auf Vellums Freundin zu warten. Vielleicht kennt sie ein näheres Portal nach Sigil, denn das von Vellums Beschreibung liegt einige Monate entfernt. Doch daraus wird nichts, denn sobald Vellum von uns erfährt, dass ein Dunkelelf (Brenell) hier gewesen ist (Chronos übrigens auch, einer der elfischen Bauern hat dem Schwerverletzten angeblich geholfen), ist er mit wütender Mine auf und davon. Auch seine Freundin, die später mit Luzija durch den Spiegel tritt, tut es ihm gleich.

Da Warten wohl nichts bringt, hinterlasse ich Vellum eine Nachricht und dann machen wir uns auf zum einzigen Weg Richtung Sigil, den wir kennen: Drei Tage lang reisen wir über Vellums Baumweg, begegnen einigen Elfengehöften mit hilfsbereiten Bauern und einem strohgedeckten Turm, dessen Bewohner offensichtlich sehr eigenbrödlerisch ist, jedenfalls hat er ein ganzes Arsenal an Abwehrfallen auf seinem Grundstück angebracht. Am Ende des Wegs treffen wir auf einen komischen, etwas einfältigen Menschen, und dann wandern wir eine Woche lang durch einen dichten Wald, bis wir wieder ins Grasland kommen, das hier bis zu 5 Metern hoch wird! Die Rauchsäule ist jetzt auch viel größer und näher.
Nach elf Tagen haben wir eine eigenartige Begegnung mit einer fiepsigen Stimme, die mich irgendwie an Begor erinnert. Man will uns nicht passieren lassen und wirft mit Steinchen nach uns, doch als wir Vellums Namen erwähnen, dürfen wir passieren - nicht ohne dass man uns weiterhin neckt. Echte Spaßvögel.

Wir lassen die Gnome hinter uns, und nach 6 Tagen Fußmarsch treten wir an einer Böschung aus dem Grasland heraus an einen großen See. Wir haben Tamra erreicht! Wie befohlen umrunden wir den See mit dem Wind auf der rechten Seite. Die Stadt liegt, von einer dicken Mauer befriedet, im See eingebettet. Die Mauer soll gegen Feinde Tamras schützen, unter anderem liegt eine verlassene Stadt unter Wasser. Ob hier früher Meeresteufel, die Sahuagin, lebten? Oder noch immer?

Bevor man uns einläßt, was ohne weiteres nicht möglich ist für unsereins, müssen einige von eins ein Goldstück Pfand hinterlassen und bekommen dafür eine Art Mal in Form einer Tonscherbe in die Hand gedrückt. Nun können wir die Stadt betreten.
Sie ist in quadratische Blöcke, 10 mal 10, eingeteilt. Überhaupt alles hier ist sehr exakt und geometrisch, ordentlich beschildert, penibel sauber und aufgeräumt, selbst die Wagen sehen einheitlich aus. Man empfiehlt uns die Taverne "Zum lachenden Sahuagin" (die können lachen?), der Wirt macht jedoch eher einen unangenehmen Eindruck. Immerhin hat er Arbeit für uns! Ein wenig Geld in der Kasse könnten wir gut gebrauchen.
Hätte ich jedoch gewußt, was dieser schmierige Wicht unter "Arbeit" für mich versteht, hätte ich... naja... etwas sehr undamenhaftes mit ihm angestellt. Bringt der Ig'nea und mich doch glatt zu einer häßlichen, monströsen Githyanki in einen Puff!! Und ich Idiot bemerke es erst, als der nette "Gentleman" zu mir aufs Zimmer mitkommen will. Empörend. Was denken die, wer ich bin? Ein Engel für alle Fälle?! Hmpf.
Nun verdiene ich zwar wesentlich weniger, aber dafür mit ehrlicher Arbeit auf dem Bau als Heilerin. Und ich kann im Gegensatz zu Ig'nea noch sitzen. Hmm, das war jetzt gemein, aber der Gedanke an diese Githschlampe macht mich rasend.

Bevor wir Tamra endlich verlassen, wollen einige von uns den hiesigen "Weisen", das Schneiderlein, besuchen. Seltsamer Name für einen Gelehrten. Sein Haus ist auffällig, ein kleines windschiefes aber ordentliches Etwas. Das Schneiderlein öffnet uns - ein Gith! Na prima. Er bittet uns freundlich hinein und bietet uns seine Dienste an: Schneiderei, Begor greift zu. Offensichtlich ist das Schneiderlein schon uralt und langweilt sich ziemlich schnell, jedenfalls hat er schon jede Menge verschiedener Berufe zur Perfektion getrieben und dann wieder verworfen, als es keine Fortschritte mehr zu machen gab. Eigentlich sehr traurige Art zu leben.

Er erzählt uns von der Unterwasserstadt und wie gefährlich sie ist. Gerade ist Begors Lederrüstung fertig geworden (schnell ist er, das muß man dem Gith lassen), da zersplittert etwas über uns, das ganze Hause erzittert und angsterfüllte Schreie klingen von der Straße herauf...

Mittwoch, August 02, 2006

Zickenkrieg II

Zickenkrieg II

Die Sonne steht hoch am Himmel, über einem kleinen Lagerfeuer brutzelt Begor voller Eifer ein fast hundert Pfund schweres Heuschreckenbein - und Luzija langweilt sich fürchterlich. Eine Weile bohrt sie sich lustlos mit einem Draht in den Zähnen herum, knurrt vor sich hin, dann ruft sie: ?He Goldäuglein!?, zu Juvanis, die ebenfalls ziemlich gelangweilt, den Kopf auf die Hände gestützt und leise summend, auf das Mittagessen wartet. Die Angerufene schaut auf.

?Wie wäre es mit ein bißchen Sparring? Das Beinchen hier braucht eh noch eine Weile und du siehst aus, als könntest du ein wenig Übung gut gebrauchen.?

Juvanis? Augen blitzen auf, lächelnd greift sie zu ihrem Langschwert (Angriffsbonus +7, Schaden 1W8+3) und die beiden entfernen sich ein paar Meter von der Feuerstelle. Luzija hat einen Kampfstab (Angriffsbonus +4, Schaden 1W8+3) dabei.

Mittels Stein-Schere-Papier bestimmen sie, wer den Eröffnungsschlag ausführen darf.

Initiative: Melanie würfelt mit einem W20 eine 8, addiert 5 Geschicklichkeitsmodifikator und 4 für das Talent ?Verbesserte Initiative? = 17. Heiko würfelt mit dem W20 auch eine 8 und addiert 3 Ges.mod. = 11.

Juvanis wählt Papier und wickelt Luzijas Stein ein. ?Hsss!? ärgert sich die Besiegte.

[RUNDE 1]

Juvanis und Luzija nehmen ihre Kampfpositionen ein und Juvanis eröffnet mit einem Schwerthieb, darauf bedacht, Luzija aber selbst bei einem Treffer nicht weh zu tun.

Melanie würfelt mit einem W20 eine 8, addiert ihren Angriffsbonus +9 aber zieht 4 Punkte ab, da sie keine Verletzung zufügen will = 13. Luzijas Rüstungsklasse (RK) beträgt 14. Kein Treffer.

Geschickt weicht Luzija der Klinge aus. ?Na so wird das aber nichts! Jetzt zeig ich dir mal wie das geht.?, hänselt sie und schwingt ihren Stab. Sie hat allerdings nicht vor, einen Treffer abzumildern.

Heiko würfelt eine 13, addiert seinen Bonus +4 und bekommt auch keine Abzüge für Zurückhalten = 17. Juvanis? RK beträgt 17. Treffer!
Er würfelt für den Schaden mit einem W8 eine 4, addiert 3 = 7. Juvanis hat, ebenso wie Luzija, eine natürliche Schadensverringerung von 3, also verliert sie 4 LP.

Tock! Der Stab saust auf Juvanis? rechte Schulter nieder und sie zuckt zusammen. Autsch!

?He, was soll denn das?? ruft sie wütend.

[RUNDE 2]

Juvanis holt erneut mit dem Langschwert aus und schlägt nach Luzijas Hüfte, noch immer mit der flachen Seite.

Melanie würfelt eine 12, addiert 9 und zieht 4 ab = 17. Treffer! Sie würfelt mit einem W8 Schaden 5, addiert 3 - die jedoch darf Luzija wegen Schadensverringerung ignorieren, fügt also 5 LP nichttödlichen Schaden zu.

Die flache Seite der Klinge prallt mit einem satten Klatschen an Luzijas Hüfte und hinterläßt einen roten Striemen. ?Das wird dich lehren, kleiner Teufel!? Wütend knurrt die Getroffene und holt zum Schlag aus.

Heiko würfelt eine 20. Kritische Bedrohung! Er würfelt erneut, diesmal eine 15, addiert 4 = 19. Also kritischer Treffer! Er würfelt für den Schaden eine 4, addiert 3 = 7, weil es kritisch ist verdoppelt er sich auf 14. Abzüglich der Schadensreduktion kassiert Juvanis also 11 Punkte.

Mit voller Wucht donnert sie den Stab gegen Juvanis? Schwertarm. ?Wenn schon dann Dämon, du halber Engel!?

[RUNDE 3]

Juvanis schreit schmerzerfüllt auf und läßt ihr Schwert fallen, Wut blitzt in ihren goldenen Augen auf. Mit einem sehr unengelhaften Brüllen stürmt sie gegen Luzija. ?Uaaah!?

Bullrush: Beim Stürmen bekommt die Bedrohte als erstes einen Gelegenheitsangriff.

Diese ist sehr überrascht von Juvanis? untypischer, stürmische Aktion.

Heiko entscheidet, dass Luzija deshalb den Gelegenheitsangriff nicht wahrnimmt.

Juvanis prallt gegen Luzija und versucht, sie zurückzudrücken.

Melanie und Heiko müssen nun gegeneinander Stärkewürfe machen. Melanie würfelt eine 12 und addiert ihren Stärkemodifikator 3 = 15. Heiko würfelt eine 11, addiert seinen Stärkemod. 3 und bekommt zusätzlich, weil er Größenkategorie ?large? ist, +4 = 18. Bullrush fehlgeschlagen.

Die jedoch steht wie ein Felsen, sodaß Juvanis an ihr abprallt wie ein Ball von einer Mauer und zurücktaumelt. Nun wird es Luzija langsam zu bunt. Ihre Hände beginnen unsichtbare Zeichen in die Luft zu malen, sie murmelt ein paar kurze Worte, streckt die Hände nach vorn und plötzlich schießen Flammen aus ihren Fingerspitzen hervor.

Brennende Hände: Heiko zaubert. Juvanis? Zauberresistenz beträgt 14, um die zu überwinden zu können würfelt er mit einem W20 eine 9 und addiert seine 4 Zaubererstufen = 13. Juvanis hat dem Zauber widerstanden.

Die Flammen treffen Juvanis mitten in den Rumpf, verpuffen jedoch als wären sie nur eine Illusion gewesen.

Sebastian und Robert melden, dass sie in der nächsten Runde in das Geschehen eingreifen wollen. Sebastian würfelt Initiative: 16, Robert: 14.

[RUNDE 4]

Juvanis schaut erst ungläubig, doch setzt dann, außer sich vor Wut, zum magischen Gegenkonter an. ?Du willst also einen richtigen Kampf? Kannst du haben!?. Sie reißt die Arme zum Himmel empor und beginnt eine Beschwörung.

Rufe Verbündeten der Natur: Melanie zaubert, dieser Spruch benötigt eine volle Runde.

Furgas schwant Schreckliches, er springt vom Lagerfeuer auf und beginnt, mit betörendem Singen einen Zauber in Richtung Luzija zu wirken.

Person bezaubern: Sebastian zaubert, dieser Spruch erlaubt einen Rettungswurf Wille. Den Mindestwurf errechnet er: 10 plus Spruchstufe (1) plus Charismamod. (4), da Luzija aber gerade von einem seiner ?Alliierten? attackiert wird, erhält er einen Malus von -5, also ist der DC 10. Heiko würfelt mit einem W20 eine 8 und addiert seinen Wille 4 = 12. Luzija hat widerstanden.

Auch Draka reißt sich jetzt widerwillig vom Geruch des leckeren Heuschreckenbratens los und stellt sich einfach zwischen die Kontrahenten.

Luzija interessiert das Gekreische des kleinen Schönlings gerade überhaupt nicht. Und dass sich ihre eigene Freundin dazwischendrängelt, passt ihr auch nicht, gerade wollte sie das zaubernde Engelchen in den Staub schubsen um ihm zu zeigen, wie man das richtig macht. Sie versucht stattdessen, Draka aus dem Weg zu stoßen.

Bullrush: Robert hat damit gerechnet, daher nimmt er seinen Gelegenheitsangriff wahr und versucht, Luzija in den Schwitzkasten zu nehmen (grapple). Dafür würfelt Robert zuerst mit einem W20 eine 14, addiert seinen Angriffsbonus +4 = 18, erfolgreich (höher als Luzijas RK), also kann Draka Luzija packen. Um sie zu halten, würfeln beide gegeneinander grapple (1W20 plus der Wert vom Charakterblatt). Robert würfelt den höheren Wert. Damit hat sich der Bullrush erübrigt und Draka hält Luzija fest.

Die jedoch läßt sich von Luzijas Ansturm nicht beeindrucken und weicht keinen Millimeter. Sie packt ihre wütende Freundin bei den Schultern und hält eisern fest. ?He, das reicht jetzt. Du hast doch schon bewiesen dass du stärker bist, also beruhig dich wieder und komm essen.?


Uwe und Christian melden, dass sie in der nächsten Runde in das Geschehen eingreifen wollen. Uwe würfelt Initiative 12, Christian 21.

[RUNDE 5]

Blümchen, obwohl ihm der Magen knurrt und er das Heuschreckenbein nur ungern aus den Augen läßt, huscht vom Lagerfeuer davon, geht hinter einem Busch in Deckung und legt mit einem mulmigen Gefühl seine Armbrust an. Das gefällt ihm gar nicht.


Neben Juvanis leuchtet es hell auf, und plötzlich erscheint an ihrer Seite ein Adler, der sich mit mächtigen Flügelschlägen in der Luft hält und einen scharfen Schrei ausstößt. ?Folge mir!? ruft Juvanis, entfaltet ihre Schwingen und beide steigen auf. Sie zückt ihren Bogen.

Mit Aufsteigen und Waffe ziehen hat Juvanis ihre zwei Bewegungsaktionen für diese Runde verbraucht.


Furgas ist entsetzt über die Entwicklung und befürchtet, demnächst wieder Blut sehen und sich dann vor dem Essen übergeben zu müssen, also startet er einen erneuten Versuch, die noch immer tobende Luzija zu besänftigen. Er räuspert sich und probiert ein anderes Lied.

Gefühle beruhigen: Sebastian zaubert, auch dieser Spruch erlaubt einen Rettungswurf Wille. Den Mindestwurf errechnet er: 10 plus Spruchstufe (2) plus Charismamod. (4) = DC 16. Heiko würfelt mit einem W20 eine 10 und addiert seinen Wille 4 = 14. Da auch Draka im Wirkungsradius des Zaubers steht, würfelt auch Robert und erreicht insgesamt eine 17. Draka hat widerstanden, Luzija nicht.

Draka bemerkt, dass jemand erfolglos versucht hat, sie zu bezaubern. Da sie Furgas im Hintergrund besänftigend singen hört, kann sie sich schon denken, wer. Sie lockert vorsichtig den Griff um ihre Freundin, und als sie merkt, dass die sich tatsächlich auf einmal beruhigt hat, läßt sie sie ganz los. ?Na so ist es doch schon viel besser. Jetzt beruhigen wir uns mal alle wieder. Hier, magst du eine Praline?? Sie hält Luzija eine goldene Münze hin.


Derweil hat sich Elidan von seinem Platz am Feuer erhoben und geht zum immer noch singenden Furgas. Er hebt mit einem leicht gelangweilten Gesichtsausdruck (diese Kinder!) eine Hand, macht eine elegante Bewegung und flüstert ein einzelnes Wort. Urplötzlich steigt dichter Nebel um ihn herum auf und umhüllt Furgas, Draka und Luzija.

Verhüllender Nebel: Uwe zaubert einen Flächenzauber, eine Standardaktion.


Luzija nimmt mit einem glücklichen Lächeln die Münze von Draka an. ?Du solltest wirklich aufhören, diese Pralinen zu essen. Damit kann man viel besseres anstellen!?

[RUNDE 6]

Begor beschließt, vorerst noch abzuwarten und schußbereit zu bleiben.

Verzögerte Aktion: Begor verringert freiwillig seine hohe Initiative für diese Runde auf einen von ihm frei wählbaren späteren Zeitpunkt.


Da Juvanis auf dem Boden nichts mehr sehen kann, steckt sie den Bogen wieder weg, befiehlt dem Adler zu kreisen und landet am Rand des Nebels.


Furgas tritt singenderweise aus dem Nebel, gefolgt von Draka, die eine friedliche Luzija im Schlepptau hat.

Sebastian hält den Zauber aufrecht indem er sich darauf konzentriert (Standardaktion), Juvanis gerät nun in den Wirkungsbereich. Da sie Zauberresistenz 14 hat, würfelt Sebastian um herauszufinden, ob er die überwinden kann, mit einem W20 eine 13 und addiert seine 3 Bardenstufen = 16. Überwunden. Nun kann Juvanis noch den Rettungswurf versuchen. Sie würfelt mit einem W20 eine 8, addiert ihren Willen 5 = 13. Das ist niedriger als Sebastians zuvor bestimmter DC von 16. Sie ist bezaubert.

Juvanis? Haltung wird deutlich entspannter. Begor hält den guten Moment für gekommen: Er läßt die Armbrust sinken, kommt aus seiner Deckung hervor und ruft: ?Endlich nehmt ihr wieder Vernunft an! Ich hatte schon Angst, dass unser Mittagessen verkohlen würde.? Und mit diesen Worten hastet er zum Feuer zurück, um den Spieß weiter rotieren zu lassen.

Elidan schält sich aus dem Nebel und betrachtet Juvanis und Luzija kritisch. ?Ich denke da ist der ein oder andere Heilzauber fällig.? seufzt er und macht sich ans Werk.

Heilung leichter Wunden: Uwe würfelt zweimal mit einem W8 eine 6 und eine 4 und addiert jeweils 1 für seine Klerikerstufe = 7 bzw. 5 LP, die sich Luzija und Juvanis gutschreiben können.

[Da der Kampf nun beendet ist, geht es ohne Runden bzw. Initiativen weiter]

Einhellig begibt sich die Gruppe wieder ans Lagerfeuer. Juvanis entläßt den Adler (Standardaktion), mit einem glücklichen Schrei entschwindet er ins Licht.

Furgas beendet seinen magischen Gesang und gibt die beiden Bezauberten damit wieder frei, doch dank gutem Zureden seitens Draka und duftendem Braten seitens Begor zeigen weder Juvanis noch Luzija gesteigertes Interesse daran, wieder aufeinander loszugehen.

Endlich ist das Heuschreckenbein gar und Begor macht sich fachmännisch ans Zerteilen. Alle warten gebannt auf ihre Portion, so dass niemandem auffällt, dass Luzija eine beiläufige Handbewegung macht, leise etwas knurrt und dabei wieder ein Stück Draht aus der Tasche zieht...

Mitteilung: Heiko zaubert. Dieser Zauber hat eine Materialkomponente, ein Stück Kupferdraht.

?Siehst du, ich hatte Recht. Er hat überhaupt nichts getan. Nur dagesessen und zugeschaut wie wir aufeinander losgehen.?

?Das hätte ich nicht erwartet. Wir werden ein Auge auf ihn haben müssen.?

?Zwei. Mindestens.?

?Hmmm??

?Hey, hör auf mir in den Kopf zu schmatzen!!?

?Guten Appetit!? sagt Juvanis laut in die Runde und ihre goldenen Augen blitzen spitzbübisch auf, als ihr Blick Luzija streift.